Situationen ohne richtige Ausrüstung – Teil 1

Der Alltag kann ziemlich gefährlich sein. Oftmals passieren Unfälle oder Missgeschicke im Haushalt oder allgemein zu Hause. Natürlich gibt es noch die diversen anderen Möglichkeiten. Der Straßenverkehr, Sport oder ähnliches birgt ein Risiko für Verletzungen. Als Sanitäter wird man nicht nur zu einem typischen Notfall gerufen, sondern zu immer wieder anderen Umständen und Problemen der Patienten. Wenn wir auf einem Sandienst sind, haben wir die nötige Ausrüstung um unseren Patienten zu helfen. Sind wir so unterwegs oder haben gerade keine vollständige Ausrüstung dabei, können wir, wie auch jeder andere trotzdem helfen. Einerseits Verstärkung anfordern in unserem Fall oder ansonsten den Notruf wählen als Erstes. Im Folgenden kommen Beispiele von Situationen, in denen man trotzdem helfen kann und natürlich sowieso muss, ohne dass einem ein kompletter RTW zur Verfügung steht.

Neulich im Café fängt plötzlich eine ältere Dame an sehr laut zu husten und auffallend zu atmen. Dabei wedelt sie mit den Händen und bewegt den Oberkörper heftig vor und zurück. Alle anderen Gäste schauen zu dem besonderen Ereignis hin. Was sollten Sie jetzt tun? Falls die Situation sich nicht schnell bessert, weitere Hilfe anfordern. Des Weiteren natürlich zu der Person hingehen. Beim Umschauen sieht man möglicherweise auf dem Teller Streuselkuschen und oder andere Nahrungsmittel, die aus kleinen Teilchen bestehen o.ä.. Nachdem man als Erstes die Person angesprochen hat und rausbekommt, dass sie wahrscheinlich etwas verschluckt oder angeatmet hat, sagt man ihr was man jetzt unternimmt. Das ist sinnvoll, da wenn jemand hustet und sehr schlecht Luft bekommt und dann auf einmal einen „Schlag“ auf den Rücken bekommt, sich die Situation noch verschlimmern kann. In diesem Fall haben wir herausgefunden, dass sie etwas angeatmet hat und nichts Großes verschluckt hat, was die Atemwege blockieren könnte. Die Patientin bekommt sehr schlecht Luft, was an dem Husten und schlechten Atemgeräuschen (Pfeifen / Röcheln) zu erkennen ist. Jemanden in so einer Situation etwas zu trinken zu geben, ist nicht hilfreich, sondern verschlimmert es. Das Objekt, welches entweder schlecht im Hals sitzt, falls man etwas verschluckt hat, oder Kleinteile die am Kehlkopf die falsche Richtung gewählt haben, lassen sich nicht wegschwemmen. Das Wasser ist nur eine zusätzliche Belastung. Beim anatmen von Nahrung hilft es mit der flachen Hand zwischen den Schulterblättern auf den Rücken zu klopfen. Je nach Person und physischem Aufbau angemessen. Natürlich erst nachdem man die Patientin darüber informiert hat. Das sollte man fünfmal machen und danach eine Pause um die Wirkung zu beobachten. Sollte es nichts gebracht haben und man die körperlichen Reaktionen wie Blaufärbungen und kaltschweißige Haut erkennen, spätestens jetzt weitere Hilfe nachfordern. Wiederholen des Klopfens führen oftmals zur Besserung. Bei nicht eintreten einer Verbesserung hilft das Heimlich Manöver, bei diesem steht der Helfer hinter dem Patienten und drückt mit verschränkten Armen unterhalb der Rippen ruckartig in den Bauch. Wenn beim ersten Mal erfolglos, dieses öfters wiederholen. Wichtig ist den Patienten zu beruhigen und ihm zu helfen. Mögliche laute oder hysterische Personen etwas außer Reichweite bringen, da diese die Situation nur verschlimmern und den Patienten zusätzlich unter Druck bringen und belasten. Danach sollte man den Patienten oder hier die Patientin weiter betreuen. Auf jeden Fall empfiehlt es sich sie hinzusetzen oder angenehm zu lagern, denn die Sauerstoffversorgung war nicht optimal und der Kreislauf hat ebenfalls darauf reagiert.

Sollten unsere Maßnahmen nicht die richtige Wirkung erzielt haben und die Patientin bewusstlos werden, überprüfen wir nach Schema ob wir die Atemwege freibekommen. Ist dies nicht möglich und die Atmung setzt aus, muss mit der Wiederbelebung angefangen werden, da ein gewisser Anteil Luft noch durchgeht und die Zeit bis zum Eintreffen weiterer Hilfe überbrückt werden muss.

 

Zurück zum Anfang. Dieses Mal hören wir die ältere Dame schreien. Wieder schauen alle Leute sich um. Einige schauen schnell wieder weg. Bei der Patientin sehen wir, dass ziemlich viel Blut aus ihrer Hand strömt. Was sollten Sie jetzt tun? Die Patientin als Erstes ansprechen, damit sie weiß, dass ihr geholfen wird und um sie abzulenken. Sie ist natürlich aufgewühlt, hat Schmerzen und der Kreislauf macht Probleme. Viele Menschen bekommen Kreislaufprobleme, wenn sie Blut sehen. Außerdem hilft es nicht, wenn die Patientin sich reinsteigert, wenn sie die Verletzung sieht. Idealerweise kann man das mit mehreren Helfern aufteilen. Natürlich muss man auch hier weitere Kräfte nachfordern oder den Notruf wählen. Falls die Patientin stand, sollte sie sich auf jeden Fall hinsetzen oder auch mit dem Oberkörper hoch gelagert sich hinlegen. Nun gilt es die Wunde zu versorgen und die Blutung zu stillen. Im Moment haben wir aber keine große Ausrüstung zur Verfügung. Allerdings sind wir zu zweit. Der Eine, der die Dame beschäftigt, kann den Arm mit der verletzten Hand hochheben. Mittels Physik wird es für den Körper schwieriger Blut nach oben und zur Hand zu pumpen. Um den Durchfluss zur Wunde weiter zu minimieren, kann man am Oberarm mit den Fingern der Hand nach der Arterie bzw. den dortigen Puls tasten bzw. fühlen. Sobald man sie gefunden hat, ungefähr in der Mitte der Innenseite, drückt man mit den Fingern auf die Stelle, hierdurch wird der Blutzufluss minimiert. Achtung man sollte die Arterie nicht abdrücken, das ist dann eine Minderdurchblutung die ebenfalls nicht gesund ist. Bei größerer Ausrüstung kann man diese Aktion auch durch aufpumpen der Blutdruckmanschette erreichen. Mittels Verbandspäckchen und Kompressen kann und sollte ein Druckverband angelegt werden. Dabei ist zu beachten, ob die Finger sich noch bewegen lassen und diese auch noch durchblutet werden. Die Blutung stoppen darf nicht die komplette Zufuhr der anderen wichtigen Teile bedeuten. Ansonsten einen neuen Verband anlegen.

Verschärfen wir die Situation noch etwas, sodass sich die ältere Dame nicht nur in die Hand geschnitten hat, sondern mit dem Steakmesser und viel Kraft einen Finger abgetrennt hat. Hierbei bleibt der grundlegende Ablauf derselbe. Hier muss die Patientin erstrecht betreut werden und die Blutzufuhr minimiert werden. Definitiv sollte man einen Druckverband anlegen. Der darf auch wild und kreativ aussehen. Es gibt keine Noten für schöne Verbände, sie müssen nur ihren Zweck erfüllen. Das Amputat sollte ebenfalls gesichert werden. Ist kein Amputatbeutel mit zwei ineinander liegenden Tüten dabei, reicht ebenfalls ein sauberer Gefrierbeutel o. ä. Wichtig dabei ist, dass in diesem Fall der Finger alleine in der Tüte ist. Dieses Stück sollte gekühlt werden, aber indirekt und nicht das Eis oder kaltes Wasser in direkten Kontakt bringen. Sollte nichts greifbar sein, sollte man es auf eine möglichst sterile Unterlage legen und aus der Sonne nehmen.

Zusammengefasst. Wir helfen auch, wenn wir nicht mit vollem Equipment vor Ort sind. Einen Erstangriff sowie Betreuen und weitere Kräfte alarmieren sollte immer möglich sein. Aber nicht nur wir können diese Hilfe leisten, sondern auch jeder andere Mensch. Wichtig ist: Gaffen und filmen hilft keinem, genauso wenig wie weggucken oder doof anstarren. Außerdem ist helfen nicht schwer.

 

 

 

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