SanDienst – 12 Stunden Nichts!

Es begann an der Dienststelle an einem warmen Sommertag. Ich fuhr mit einem KTW zu einem Reitturnier, es sollte von 8 bis 16.30 Uhr gehen. Mehr Informationen hatten wir zu dem Zeitpunkt nicht. Wir fuhren also zu dem Reitplatz, und parkten dort ein. Mir war der Reitplatz nicht unbekannt, ich war bereits schon einmal zum Sanitätsdienst dort. Wir meldeten uns bei der Meldestelle an, hinterließen unsere Telefonnummer für den Notfall. Die Dame an der Meldestelle sagte daraufhin, es würde heute wohl nicht ganz so lange werden wie angegeben bei der Buchung. Wir freuten uns riesig. Sie gab uns einen Ablaufplan in die Hand. Nach kurzer Zeit blätterte ich in dem Plan. Ich kann solche Pläne leider so schlecht lesen wie einen Roman in Mandarin. Die Klassen sagen mir rein gar nichts. Eines fiel jedoch auf: Es stand nur Dressurreiten auf dem Plan. Der Reitplatz besaß einen (EINEN!) Dressurplatz. Okay, aber wenigstens ging es nicht ganz so lange. Falsch gedacht, auf dem Programm stand der letzte Starter um 20.30 Uhr auf dem Plan. So gingen wir erst einmal frühstücken und einen Kaffee trinken. Danach stellte ich mich eine Zeit an den KTW, während mein Kollege eine Zigarette geraucht hat. Als ich nicht mehr stehen konnte, setzte ich mich in den Wagen, und begann, mein mitgebrachtes Lehrbuch zu lesen. Aha, aha, aha, der Blutdruck des Erwachsenen beträgt also 130/80 mmHg. Sehr interessant. Was wohl der Blutdruck eines Pferdes ist? Oder der des Hundes, der mit lautem kläffen immer wieder über den Platz rennt? Ein Blick aus dem Fenster verriet mir: Es war ein Jack Russell. Also Smartphone rausgeholt, und nachgeschlagen. Interessant: Beim Pferd etwa 112 plusminus 14 mmHg, zu 70 plusminus 14 mmHg. Wahnsinn, ich hätte etwas mehr erwartet. Okay, und beim Jack Russell? Finde ich nicht. Beim Schäferhund? 130/75? Wow. Andere Hunde? Okay, auch nicht sooo viel anders. Katzen?

Doch ich merke, nach 2 Stunden Sanitätsdienst habe ich bereits nur noch 70% Akku. Das Netz hier ist auch mehr als dürftig.  Also wird wieder eine Runde gelaufen. Vielleicht habe ich ja noch nicht alles gesehen hier. Doch weit gefehlt, eine Halle, ein Dressurplatz, ein Sprungplatz und eine Wiese. Mehr nicht. Also zurück. Ich ertappe mich bei dem Gedanken: Warum bist du jetzt hier? Ich finde keine Antwort. Auf dem Weg zurück hole ich mir noch eine Tasse Kaffee. Jetzt ist aber gut. Es ist ein warmer Tag, die Sonne brennt. Also wieder zurück ins Auto, vielleicht noch etwas lesen? Nein, das ist irgendwie nicht so spannend. Was haben wir denn sonst hier? Oh, sieh an, Notfallprotokolle. Was kann man denn mal hier so schreiben? Ich entwickle ein Fallbeispiel. Ich denke mit einen Reitunfall aus, bei dem der Reiter aber erst später zum Sandienst kommt, weil er doch Bauchschmerzen hat, nachdem er mit dem Abdomen und unteren Thorax auf das Hindernis geflogen ist. Das ist doch ein Fallbeispiel, was durchaus vorkommen kann. Doch dann wieder: Langeweile. 2 Fallbeispiele später haben wir es auch schon 13 Uhr. Doch Hunger habe ich noch nicht. Also Telefon raus, und mal schauen, was der Rest der Welt so macht. Weitere 25% Akku später meldet sich der Hunger. Okay, es ist auch schon 14 Uhr. Dann hole ich mir doch tatsächlich mal ein wenig gegrilltes ab. War echt gut, hat geschmeckt. 14.30. Was jetzt? Der Akku ist schon zu leer für die Uhrzeit. Doch halt: Da läuft doch tatsächlich jemand Richtung KTW. Der will doch nicht…. Doch, er geht vorbei. Verdammt. Grade jetzt nach dem Essen wäre doch so eine Hilfeleistung nicht schlecht. Doch weit gefehlt. Nach einem gründlichen „Wir schauen mal, ob wir nicht irgendwas hier im Auto finden, was ich vielleicht noch nicht kenne“, schaue ich auf die Uhr: 16 Uhr. Nur noch eine halbe Stunde. Doch halt. Da war ja was. Was könnte ich jetzt auf dem Handy so daddeln? Tetris macht an solchen Tagen sogar Spaß. Da klopft es. „Entschuldigung, haben Sie ein Pflaster?“ Mein Kopf schreit „JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA“, mein Mund sagt: „Lassen Sie mal sehen, wie groß?“ Daumengelenk. In meinem Kopf tönt es: „Yes, jetzt darf ich tatsächlich noch ein Schnittmuster ausdenken, womit das Daumengelenk trotzdem gelenkig bleibt. “ Hier und da einen Schnitt gesetzt, verwandelt sich das Pflaster auch in ein Kunstwerk. Es sind die kleinen Dinge des Sanitäterlebens, die den Sandienst bereichern. Wie lange noch? Der Akku sagt: Feierabend! Verdammt, du hast kein Ladekabel dabei. Also: Flugmodus. Nach weiteren quälenden 3 Stunden tönt es: Wir bitten alle mit einer Wertung von 6,7 und mehr zur Siegerehrung. Ja, der Feierabend ist nah! Um 20.30 ertönt die Musik zum letzten Mal zur Ehrenrunde. Zurück zur Dienststelle. Wie der Sandienst war? Ruhig, wie immer. Würde ich es wieder machen? Irgendwann schon, aber heute wartet nur noch mein Feierabendbier und mein Sofa auf mich. Schönen Feierabend!

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