Notruf – ein Ablauf

In Deutschland kann man von jedem Mobiltelefon oder Festnetzanschluss im Grunde Hilfe holen oder erstmal benachrichtigen. Über die Kurzwahl 112 (110) bekommt man auch bei gesperrten Handys oder ohne Netzempfang in einem anderen Netz eine Verbindung zu jemandem, der einem helfen kann oder Hilfe und Retter losschickt. Dieser jemand ist geschult. Es ist nicht wie bei großen Technologieunternehmen, dass man zwar eine deutsche Nummer anruft, danach aber eine Computerstimme betont, dass man einzelne Gespräche (wahrscheinlich alle) zur Service- und Schulungszwecken aufnimmt. Am Ende landet man mit Glück noch in einem EU Land, aber eher bei einem Studenten, der ein Semester Deutsch gelernt hat und sich ein bisschen mit dem Wiki auskennt und einem helfen soll, ein hochkomplexes technisches Gerät wieder zum Laufen zu bringen.

Bei einem Notruf geht es zumeist um das Leben und natürlich auch um Menschen. Zum Glück sind wir hier noch nicht soweit, dass es Callcenter dafür gibt und automatisches Ansagen erfolgen oder die Anrufe woanders hingeleitet werden. Zurück zur Realität und so wie ist es.

Ein Sonntagvormittag in der Stadt. Auf einer Straße fährt ein Junge mit seinem Fahrrad. Eine ältere Dame ist mit ihrem Auto auf dem Weg zu Freundinnen und fährt auf eine Kreuzung zu. Nähere Umstände lassen wir weg. Es kommt zu einem Unfall. Der Junge landet auf der Motorhaube der Dame und wird auf dem Boden zurückgeschleudert. Das Fahrrad liegt halb unter dem Auto und der Airbag hat ausgelöst. Beide Personen rühren sich nicht merklich. Ein Herr mit seinem Hund kommen angelaufen. Die Dame ist ansprechbar und kann dem Herrn sagen, dass sie ein Warndreieck dabeihat. Der Mann stellt das Warndreieck in einem vernünftigen Abstand auf und auf dem Rückweg ruft er die 112.

In der Leistelle nimmt der Disponent den Anruf entgegen. Nach den 5 Ws (Wo ? Was ist passiert? Wie viele? Welche Verletzungen? Und besonders WARTEN) weiß der Disponent schon einmal die grundlegenden Dinge. Nun greift ein vorgegebener Ablauf in der Leistelle. Es wird von der Feuerwehr mindestens ein Fahrzeug alarmiert, da Betriebsmittel ausgelaufen sein können oder jemand eingeklemmt ist. Des Weiteren werden zwei Rettungswagen und ein Notarzt alarmiert. Dafür gibt es bestimmte Szenarien und Stichwörter nach denen der Disponent entscheiden kann welche Hilfsmittel gebraucht werden könnten.

In unserem Beispiel kommen von der Berufsfeuerwehr zwei Fahrzeuge und von jeweils unterschiedlichen Hilfsorganisationen zwei RTWs. Das NEF kommt von einem Klinikum nachdem entweder der Melder, das Handy oder auch auf einem anderen Weg die Helfer alarmiert worden sind. Nach der Alarmierung kann der Disponent schnell sehen, dass die Fahrzeuge unterwegs sind, da es nicht wie bei der SEG oder freiwilligen Feuerwehr eine Voranfahrt gibt.

Am Telefon wurde der Herr in der Zwischenzeit zur Polizei durchgestellt. In den meisten Leitstellen heutzutage handelst es sich um eine integrierte. Das bedeutet, dass sich Feuerwehr / Rettungsdienst und Polizei die Kleiststelle und damit den weg teilen. Dementsprechend wird auch die Polizei alarmiert und befindet sich auf der Anfahrt.

Vor Ort haben inzwischen Passanten mit der Erstversorgung des Jungen und der Frau begonnen. Der Junge ist weiterhin bewusstlos und sieht nicht gut aus. Aufgrund der Nähe ist die Polizei als erstes vor Ort und kann sich um die Absperrung bzw. Aufnahme des Falls kümmern, da der erste RTW eintrifft. Die Besatzung kümmert sich um den Jungen. Ein wenig später trifft die Feuerwehr ein und unterstützt bei der Versorgung. Der andere Teil der Helfer befreit die leicht eingeklemmte Frau aus ihrem Auto um sie der eingetroffenen Besatzung des zweiten RTW zu übergeben. Das NEF mit dem Notarzt unterstützt schon die RTW Besatzung beim Jungen. Beide Patienten werden erstversorgt und dann möglichst schnell abtransportiert. Die Leitstelle bekommt übermittelt, dass die beiden RTWs zu unterschiedlichen Kliniken fahren. Die Feuerwehr meldet, dass der Wagen abgeschleppt werden kann und die Leitstelle bzw. die Polizei können Abschleppkräfte anfordern. Der Notarzt bleibt bei dem Jungen im RTW und das NEF fährt ihm hinterher. Danach fährt auch der zweite RTW los mit der Frau. Nachdem die beiden Patienten im Krankenhaus übergeben worden sind, könnten sie rein theoretisch und oftmals auch praktisch zu einem neuen Einsatz, den die Disponenten in der Leistelle entgegennehmen gerufen werden.

Nachdem alle Fahrzeuge wieder frei bzw. zurück auf der Wache sind ist dieser Einsatz für die Leistelle beendet. Somit kann der Disponent wieder auf alle Fahrzeuge zugreifen. Ist ein Fahrzeug natürlich vorher schon nicht mehr benötigt wird es aus dem Einsatz abgezogen und kann zu einem anderen Einsatz fahren.

Sind beispielsweise alle Rettungsmittel belegt bzw. in einem Einsatz und die Rettungsmittel aus dem näheren Umfeld oder auch weiteren Umfeld brauchen untragbar zu lange oder sind vielleicht auch gebunden können die Disponenten weitere Kräfte beispielsweise der SEG der HiOrgs alarmieren. Dann könnten ehrenamtliche Helfer RTWs und KTWs besetzen um diese Spitze an benötigten Mitteln für diese Einsätze zu bewältigen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Feuerwehren bei denen dann weitere freiwillige Feuerwehren mit einer längeren Anfahrt alarmiert werden können.

Wenn viele Einsätze oder Notfälle anstehen, sind natürlich auch genügend Disponenten in der Leistelle verfügbar damit allen geholfen werden kann bzw. die Rettungsmittel auch organsiert werden können.

 

 

 

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