MTD? RHD? Was ist das denn?

Die Hilfsorganisationen bieten nicht nur Sanitätsdienste und Katastrophenschutz an. Auch andere Dienste werden in einigen Dienststellen durch Ehrenamtliche angeboten und durchgeführt. Dazu zählen vor allem der Rückholdienst und der medizinische Transportdienst.

Der Zweck des Rückholdienstes (RHD) ist einfach erklärt: Bei einer Erkrankung während einer Reise wird der erkrankte in die Nähe der Heimat zurückgeholt. Es gibt aber auch einige Fahrten, die von den Patienten selbst bezahlt werden müssen, wie Umzüge von älteren Mitmenschen von Zuhause ins Seniorenheim, oder von Seniorenheim zu einem anderen Seniorenheim. Als Beispiel lässt sich hier der Umzug in die Nähe der Kinder, die in einer anderen Stadt wohnen, nennen.

Grundsätzliche Voraussetzung ist hierfür die Transportfähigkeit des Patienten. Der Transport wird entweder mit einem RTW oder KTW durchgeführt und entsprechend der Regelungen der Bundesländer mit Personal besetzt. Um die rechtlichen Voraussetzung sollte sich die Dienststellenleitung kümmern. Ob hier eine besondere Anmeldung und Versicherung des Fahrzeuges erforderlich ist, ob die Fahrer einen Führerschein zur Fahrgastbeförderung (auch Personenbeförderungsschein genannt) benötigen, ob bestimmte regionale Anforderungen bestehen, muss im Vorfeld geklärt sein.

Welches Fahrzeug benötigt wird, ist im Falle einer Fahrt von einem Krankenhaus aus von einem Arzt zu beantworten. Andernfalls gilt: Besteht für den Patienten eine Gefährdung, ein ernstes Risiko, ist ein RTW zu benutzen, geht es rein um den Transport im Liegen oder im Tragestuhl, so kann ein KTW benutzt werden. Es kann auch sein, dass der Patient ein eigenes Fahrzeug am Urlaubsort hat, vielleicht sogar mit Wohnwagen. Sollte der Patient wünschen, dass dieses durch den Rückholdienst auch an seinen Wohnort gebracht werden soll, ist hierfür die entsprechende Anzahl an weiteren Fahrern mitzubringen. Die Führerscheinklassen sollten in jedem Fall die richtigen sein. Doch wieviele Fahrer benötige ich? Das hängt von der Fahrtstrecke ab. Man sollte sich in jedem Fall an die Lenk- und Ruhezeiten der Berufskraftfahrer halten. Also: nach Maximal 4,5 Stunden ist eine dreiviertelstunde lange Pause einzulegen. Da mag nun dem einen oder anderen die Idee kommen, Fahrerwechsel, und weiter gehts. Doch hier muss man bedenken, dass die Betreuung des Patienten keine Pausenzeit darstellt. Pause heisst nunmal Pause. Also ist die Lenkzeit bei einer zweiköpfigen Besatzung auf 9 Stunden begrenzt. Bei einer dreiköpfigen Besatzung kann man die Zeit auf ca. 13 Stunden verlängern. Bei weiteren Transporten empfiehlt es sich auch, entweder vor dem Transport oder nach dem Transport eine Nacht im Hotel zu verbringen. Bei den Transporten sollte man für die Besatzung sowie für den Patient ausreichend Getränke mitnehmen.

Auch kommt es vor, dass der Rückholdienst bodengebunden nur einige Kilometer fahren muss. Bei Rückführungen aus weiter entfernt gelegenen Regionen werden die Patienten per Flugzeug nach Deutschland geflogen und werden dann zum Ziel per RTW oder KTW gebracht. Der Flug kann eine Linienmaschine sein, es gibt spezielle Vorrichtungen, um Liegen in diesen zu arretieren. Oder aber die Patienten bekommen ihre eigene Maschine und werden mit einem Ambulanzjet zurückgeflogen. Diese sind mit allem Intensivmedizinischem Equipment bestückt und besetzt mit einem Notarzt und einem Rettungsassistenten, die beide jeweils eine Zusatzqualifikation besitzen, da in der Luft bei anderem Luftdruck manches anders sein kann. Bei Flugzeugen gilt es einiges zu beachten. Man sollte frühzeitig zum Flughafen kommen, denn um zum Flugzeug zu kommen, wird Personal und Fahrzeug einer Sicherheitskontrolle unterzogen. Man wird auch erst kurz vor der Landung des Flugzeugs auf das Rollfeld gelassen, und hier ist eines wichtig: Nicht einen Meter fahren ohne Begleitung durch die Flughafenfeuerwehr oder auch des Follow-me-Fahrzeugs. Denn auf einem Flughafen gelten andere Verkehrsregeln, die Mitarbeiter müssen auch einen extra Führerschein machen, um auf dem Gelände fahren zu dürfen. Die Verkehrswege sind oft durch viel zu viele farbliche Markierungen nicht zu erkennen für Laien, also gibt es nur eines: Follow me. Und zwar: Genau den selben Weg, nicht zu viel Abstand, nicht zu schnell und exakt hinter dem vorausfahrenden Fahrzeug. Es wird nicht ausgestiegen und umhergelaufen, solange das Flugzeug nicht steht und die Tür aufgeht, denn laufende Turbinen sind gefährlich. Davor kann ein starker Sog entstehen, dahinter sehr heiße Abgase ausgestoßen werden. Den Weisungen des Flughafenpersonals ist strikt Folge zu leisten. Ist der Patient kritisch, fährt oft das Flugzeugteam mit. Diese sollte man freundlicherweise nach dem Transport auch wieder zum Flughafen bringen. Nach dem Einladen des Patienten und verlassen des Geländes kann es sein, dass man noch mit dem Zoll zu tun bekommt. Natürlich weiß ich, dass es etwas besonderes ist, auf dem Rollfeld zu stehen. Dennoch möchte ich hier noch einmal darauf hinweisen: Keine Fotos machen. Das Rollfeld ist ein Sicherheitsbereich, oft möchten die Flughäfen nicht, dass man bestimmte Dinge fotografiert. Wer es dennoch machen möchte, sollte um erlaubnis fragen, und zusehen, dass keine Kontrollstellen, keine sicherheitsrelevanten Objekte auf dem Bild zu sehen sind.

Der medizinische Transportdienst (MTD) ist eine weitere Dienstleistung vieler Hilfsorganisationen. Dieser transportiert keine Patienten, sondern ist für die Logistik von Blutproben, Blutprodukten, Organen, Gerätschaften und Personal (Transplantationsteams, Ärzte mit speziellen Fähigkeiten, …) gedacht und ist in der Regel dem Rettungsdienst zugeordnet. Oft wird der MTD durch den örtlichen Rettungsdienst oder ein Privatunternehmen betrieben, dennoch gibt es einige Dienststellen die es ehrenamtlich oder nebenberuflich besetzen. Z.B. kann auch bei entsprechender Verpackung der Produkte der Transport auch von einem KTW übernommen werden. Was benötigt man dazu?

Das Fahrzeug sollte verkehrssicher sein und möglichst ein Navigationssystem, eine Freisprecheinrichtung für Mobiltelefone sowie eine Blaulichtanlage haben. Hierbei möchte ich erwähnen, dass der MTD keine einfache Spaß-Blaulichtfahrerei ist, sondern an den Fahrer weitere Anforderungen stellt. Er muss sich mit dem, was er Transportiert auskennen! Bei abgeschalteten Geräten ist es relativ einfach, hier genügt die Ladungssicherung. Doch bei Blutproben reicht nicht aus, diese einfach in die Tasche zu stecken. Sie müssen in einer verschlossenen Box transportiert werden und auch in dieser gegen Umherfliegen gesichert sein. Es bringt nichts, die Proben ins Labor zu bringen und dort festzustellen, dass 2 Proben aufgegangen sind.

Bei Blutprodukten ist die Lagerungstemperatur zu beachten. Es gibt dort tiefgekühlte Produkte wie das Blutplasma, es gibt gekühlte Produkte wie Erythrozytenkonzentrate und es gibt ungekühlte Produkte. Die meisten Labore haben für die gekühlten Produkte Styroporboxen für den Transport, doch sollte man öfters diese Produkte fahren, so sollte man besser gekühlte Mehrfachboxen verwenden, da man diese konstant bei einer Temperatur halten kann und die Temperatur auch mit einem Temperaturlogger überwachen kann. Diese Boxen gibt es im Fachhandel, man sollte aber auf keinen Fall auf die Camping-Varianten zurückgreifen, sondern speziell für medizinische Produkte ausgelegte Boxen verwenden, da diese deutlich besser zu reinigen sind und auch unempfindlich gegen handelsübliche Desinfektionsmittel sind. Das Personal sollte eine Schulung für die Produkte erfahren, aber auch ein Fahrsicherheitstraining ist eine gute Vorbereitung. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Blaulicht nicht davor schützt, bei 200 km/h von anderen von der linken Spur gedrängelt zu werden, aber auch nicht davor, dass jemand plötzlich vor einem auf die eigene Spur zieht. Daher ist diese Fahrt nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern es ist zu beachten, dass es Stress pur für den Körper ist und die Konzentration das wichtigste ist. Man muss!! jederzeit bremsbereit sein, vorausschauend fahren. Die anderen Verkehrsteilnehmer sind durchgehend zu beobachten. Das Radio sollte entweder nur leise laufen oder ganz ausgeschaltet werden. Telefonieren während der Einsatzfahrt ist zu unterlassen. Filmen mit der Handykamera ist nicht nur verboten, sondern hierbei extra gefährlich: Eine Einsatzfahrt hat ein 4- bis 8-fach erhöhtes Unfallrisiko! Nach der Fahrt empfehle ich, eine kleine Pause zu machen, etwas trinken, Musik hören, entspannen. Das Adrenalin im Körper muss abgebaut werden, damit die Rückfahrt entspannt angegangen werden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.