Eine weitere Gefahr an der Einsatzstelle ist eine drohende (Massen-)Panik. Dies kann zu unkontrollierter Angst und massiven Fluchtbewegungen führen. Meist überwiegt dabei der Drang zur Selbsterhaltung gegenüber der Rücksicht anderen gegenüber.
Wichtig für Sanitäter ist es auch hier zunächst auf den Eigenschutz zu achten und sich nicht im direkten Gefahrenbereich aufzuhalten.
Danach kann versucht werden mit klaren Anweisungen – gerade im Anfangsstadium einer drohenden Panik – diese einzudämmen. Dadurch strahlen Sie eine Sicherheit aus, die andere anstecken kann und zeigt, dass sie jemand sind, an den sich die Betroffenen halten und orientieren können.
Selbst nach dem Ausbruch einer Panik können Sie Menschen durch gezielte, klare und strukturierte Aufforderungen und Informationen erreichen. Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Veranstaltung – zumindest zunächst – ungestört fortgesetzt wird.
Weiterhin sollte auch immer darauf geachtet werden, dass die Fluchtwege frei gehalten werden. Denn wenn diese verstellt werden, kann dies sowohl negative Konsequenzen für die Sanitäter als auch die anwesenden Personen haben, sodass es unter Umständen auch dadurch zu einer Panik kommen kann. Sollte euch also bezüglich der Fluchtwege irgendwas auffallen, so behaart kontinuierlich darauf, dass diese frei zu halten sind. Dies setzt natürlich voraus, dass ihr euch zuvor mit den Fluchtwegen auseinandergesetzt habt und diese selbst kennt.
Welches Thema beschäftigt uns in diesen Tagen mehr als der Terrorismus? Es ist schwierig, dafür Handlungsempfehlungen zu geben, vor allem weil einerseits die Gefahr da ist, aber eine mindestens genauso große Gefahr stellt die Angst und Panik vor dieser dar. Jeder Koffer, jede Tasche, die niemand zu gehören scheint, könnte gefährlich sein. Sie könnte aber auch nur vergessen, abgestellt oder verloren gegangen sein. Dies zu unterscheiden, ist grundsätzlich schwierig, aber zu unserem Glück ist die Zuständigkeit hierfür bei der Polizei bzw. dem Ordnungsamt. Das bedeutet für uns: Wir melden diese Gegenstände weiter über den Dienstweg, nämlich die Einsatzleitung. Vorher, so ist meine persönliche Empfehlung, empfiehlt es sich, die Menschen drumherum zu beobachten. Sollte die Tasche extra abgestellt worden sein, wird der Besitzer auch auf die Tasche, zumindest ab und zu achten. Sollte sich jemand also öfters zu der Tasche umdrehen, kann man diesen auch direkt ansprechen und fragen, ob ihm/ihr die Tasche gehört. Hierbei kann man den Grund vorgeben, dass gerne gestohlen wird und die Zuschauer ihre Taschen besser bei sich behalten.
Wir hoffen es nicht, dass jemals etwas auf einem Karnevalsumzug passieren wird. Aber allgemein kann ich nur den Tipp geben, sollte etwas passieren, das auf Terrorismus schließen lässt, nehmt Abstand. Auch wenn der Wunsch und die ethische Verpflichtung zu helfen groß ist, so gilt doch der Eigenschutz. Die Gefahr scheint vorbei zu sein, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass eine Gefährdung durch chemische Stoffe oder zweite Anschläge bestehen. Solange der Bereich durch die Einsatzleitung nicht freigegeben ist, ist man als Sanitäter nicht verpflichtet, sich in diese Gefahr zu begeben.
Aus Angst vor Terrorismus nicht mehr auf Veranstaltungen zu gehen, für die es keine konkreten Warnungen gibt, ist allerdings auch ein falsches Signal. Man darf nicht in Angst leben!
Der Sanitätsdienst sollte aber auch gründlich von euch vorbereitet werden. So solltet ihr euch über die Lage der nächsten Notdienste informieren (und euch ggf. zuvor schon Gedanken machen, wie ihr Patienten den Weg dorthin möglichst unkompliziert beschreiben würdet).
Weiterhin habt ihr zwingend sicherzustellen, dass ihr eine vollständige persönliche Sicherheitsausrüstung besitzt. Entsprechende Schuhe, Hose, Einsatzjacke, Handschuhe und Helme müssen auch zur Verfügung gestellt werden. Dies gilt natürlich für jeden Sanitätsdienst, für den ihr euch meldet. Stattet euch ebenfalls mit ausreichend Handschuhen in eurer Größe aus, ihr werdet sie häufiger als sonst gewohnt gebrauchen. Zusätzlich macht es gerade bei karnevalistischen Veranstaltungen Sinn ausreichend Oropax dabei zu haben, damit ihr nicht durchgehend dem häufig deutlich erhöhten Lärmpegel ausgesetzt seid.
Im Einsatzgebiet ist es laut. Sehr viele Menschen, etwas lautere Musik und die Fahrzeuge ergeben eine große Geräuschkulisse. Das ist genau das Problem. Wir müssen uns mit unserem Teampartner unterhalten und besprechen können. Am Patienten müssen wir auch mit diesem uns unterhalten können und alles verstehen, was er uns sagen möchte. Nach Möglichkeit sollte versucht werden die Situation durch einen Ortswechsel zu verbessern. Optimal wäre der BHP oder ein Fahrzeug von uns. Ist das nicht erreichbar, ist eine Nebenstraße, eine Mauer oder Säule auch hilfreich. Außerdem kann man so den Patienten aus der Menge in eine stressfreiere Umgebung bringen. Auch wir können in Ruhe arbeiten.
Ein weiteres Problem bei der Lautstärke ist unsere Kommunikation untereinander und mit der Einsatzleitung. Die neuen Digitalfunkgeräte können schon einiges an Lärm rausfiltern und bei richtiger Handhabung geht es auch in lauten Umgebungen mit der Kommunikation. Verstehen ist da meist das größere Problem. Den Lautsprecher sollte man aufdrehen, aber vorsichtig sein. Es können Passanten umher stehen, die nichts von der internen Kommunikation mitbekommen sollten. Daher ist Zusatzausrüstung wie Kopfhörer eine feine Sache, wird aber nicht gestellt. Behelfen kann man sich in dem man die Einsatzjacke über die Seite des Kopfes mit dem Funkgerät zieht oder wie eben gesagt sich von der Situation entfernt (Natürlich nicht alleine 5 Straßen weitergehen oder ohne den Kollegen Bescheid zu sagen).
Wie man es sieht, die Situation des Verlorengehens betrifft immer beide. Die Frage ist nur, welche Partei von beiden man vor sich hat. Beginnen wir mit den nervösen Eltern, die bei uns ankommen.
Oftmals panisch und sehr gestresst versuchen Eltern ihre Kinder wiederzubekommen. Am besten sollen wir mit allen Leuten los und suchen. Das ist natürlich nicht richtig. Suchmeldungen oder Hilfe beim Wiederfinden von Familienteilen stellt in erster Linie die Polizei. Natürlich können wir helfen, wenn bei uns schon der gesuchte Sprössling „abgegeben“ wurde und wir ihn den Eltern übergeben können. Wir können auch den Kontakt zur Polizei herstellen oder Infos an diese weitergeben. Allerdings mitsuchen, können und werden wir nicht. Ebenfalls sind wir nicht das Småland und spielen Babysitter damit die Eltern dann in Ruhe feiern und Alkohol konsumieren können. Treffen wir auf Eltern unterwegs sollten wir aber bei der Einsatzleitung nachfragen bzw. die Infos weitergeben und uns im schlimmsten Fall um den Gesundheitszustand der Eltern kümmern.
Drehen wir die Situation. Uns kommt ein laufender Meter entgegen, der seine Eltern sucht. Wir sollten ihn nach seinem Namen fragen und wo er sie zuletzt gesehen hat. Diese und weitere Infos sollten wir an die Einsatzleitung oder der Polizei übermitteln. Ist der Ort in der Nähe kann man schauen, ob man die Eltern sieht. Ist das nicht der Fall sollte man den Kleinen nicht selbst suchen lassen, sondern entweder der Polizei übergeben oder zum BHP mitnehmen. In dem Fall sollte man sich um ihn kümmern und nicht alleine irgendwo hinsetzen.
Zu beachten: Ist es nicht möglich wichtige und persönliche Daten über Funk zu kommunizieren ohne dass die gesamte Straße das mitbekommt, lieber diesen Weg meiden. Ihr solltet mit eurer Einsatzleitung über Alternativen sprechen. Über das Handy mit der Einsatzleitung telefonieren oder eine SMS schreiben, die danach gelöscht wird, sind meiner Meinung nach eine gute Wahl.
Karneval oder die närrische Zeit. Privat sind viele Leute lustiger und gut gelaunt. Trotz dieser Zeit müssen wir uns an unsere Regeln halten und unsere Aufgaben ausführen.
Beginnen wir vor dem Dienst. Auch wenn es andere Leute machen ist das Vortrinken vor einem Dienst untersagt. Genauso wie Alkohol während des Dienstes absolut tabu bleiben sollte. Man ist zwar noch handlungsfähig, aber es geht vielleicht um das Leben des Patienten. Deswegen können wir nicht auf unsere volle Denkfähigkeit verzichten. Auch mit Bekannten und Freunden, die man auf dem Rundgang sieht, sollte man nicht „mal eben“ Alkohol zu sich nehmen.
Bleiben wir bei den Freunden. Diese werden definitiv als Erinnerungen diverse Selfies machen. Wir als im Dienst befindliche Einsatzkräfte sollten uns dabei ordentlich verhalten und nicht uns mitreißen lassen. Wir sind auch ein Aushängeschild für unsere HiOrg und sollten daran denken. Besonders ältere Leuten und damit aber auch gute Spender / Kunden könnten das missverstehen.
Bei Patienten sollte man sowieso keine Bilder machen. In der Situation sollte man helfen und Gaffer haben wir leider sowieso schon. Aber das ist ja selbstverständlich.
Von den Vorfällen und Situationen machen wir keine Fotos, aber wir sollten uns auch daranhalten, was wir erzählen nach dem Dienst. Vielleicht hatten wir den Chef ziemlich alkoholisiert oder die Lehrerin unterkühlt bei uns in Behandlung. Es gilt die Schweigepflicht!
Also habt Spaß, aber denkt an diese Dinge und einen ruhigen Dienst.