Dienstkleidung zuhause

Kaum ist man Mitglied im Verein, wird man sogleich mit Dienstkleidung versorgt. Jacken und Hosen gibt es im Überfluss, ein altes, aber funktionsfähiges T-Shirt findet sich auch noch irgendwo. Einen Spind hat man dagegen selten frei, erst muss man einen leeren von jemand, der lange nicht da war. “Nimm erstmal mit nach Hause.”, lautet der übliche Satz des Zeugwarts. Schuhe sind grundsätzlich Mangelware, nicht jeder mag es, die Fußpilzzuchtstation des Vorgängers zu tragen. Mancherorts ist es auch üblich, seine Dienstbekleidung immer mit nach Hause zu nehmen. Dies hat zunächst durchaus Vorteile: Der Verein spart sich einen großen Raum voller teurer Spinde, man kann zwischendrin die Kleidung mal mit in die Wäsche geben nach dem Dienst, man kann auch von zuhause direkt zum Dienst fahren.

Doch so schön die Vorteile sich anhören, so schwer wiegen aber die Nachteile dieser Methode. Was die meisten nicht bewusst wahrnehmen, ist, dass die Kleidung nicht nur wegen der Warnwirkung und der Corporate Identity getragen wird. Es ist nicht nur Schutzkleidung gegenüber Wind, Wetter und zur Minderung von Unfallschäden (z.B. Flammhemmwirkung der Oberbekleidung, Abriebfestigkeit). Die Kleidung soll auch vor Verschmutzung der verschiedensten Arten schützen. Körperflüssigkeiten unserer Patienten tragen immer ein großes Infektionsrisiko, denn wir wissen nicht (oft der Patient selber auch nicht) was er mit sich herum trägt. Als Beispiele kann man nennen: MRSA („Krankenhauskeim“), Hepatitis, Noro-Virus, Meningokokken, Streptokokken. Diese Liste lässt sich beliebig weiter führen. Wir behandeln unseren Patienten, desinfizieren Material und Hände, aber vergessen schnell, dass der Patient uns auf die Hose geblutet, auf die Jacke gehustet oder beim Reden auf unser T-Shirt gespuckt hat. Wir kleben bei Ihm ein Pflaster, vorbildlich mit Handschuhen. Zum Abschied klopft der Patient uns dankend auf die Schulter.

Am Ende des Dienstes setzen wir uns in unseren Privat-PKW. Dort verteilen wir die Keime in unserem Sitz. Zuhause angekommen waschen wir unsere Kleidung mit den anderen Sachen der letzten Tage. Nun verteilen wir die restlichen Keime in der Waschmaschine, an der Kleidung für den Alltag, für die Ehefrau/den Ehemann, die Kinder, die Eltern. Wir haben fast alle jemand in der Familie, der ein geschwächtes Immunsystem hat. Z.B. beim Noro-Virus reichen aber selbst beim gesunden Menschen wenige Viren aus, um eine Erkrankung auszulösen.

Alternativ haben wir uns für desinfizierendes Waschmittel entschieden. Dennoch werden wir es niemals so hinbekommen, die Kleidung so abzulegen, Verpacken, Transportieren, Auspacken, in die Waschmaschine stecken, dass wir nirgends Keime hinterlassen. Und zu guter Letzt gibt es kaum ein Waschmittel, das so gut desinfiziert wie eine professionelle chemische Reinigung. Die Waschmaschine ist dafür einfach nicht ausgelegt.

Wer also seine Familie vor den Keimen schützen möchte, die durch den intensiveren Kontakt mit Patienten auf den Helfer übertragen werden, sollte darauf bestehen, dass die Bekleidung zum einen in der Dienststelle aufbewahrt wird und dass die Kleidung professionell gereinigt wird.

Letztendlich schreiben die Gesetzlichen Unfallkassen eine solche getrennte und teilweise gekennzeichnete Reinigung auch vor.

Zum Nachlesen: GUV-R 250, Abschnitt 7.2 sowie Abschnitt 3.2.3

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