Teil 1: Grundlegende Aspekte der Kommunikation
Nicht nur für das Personal, sondern auch für den Patienten, stellt jede Notfallsituation eine besondere Situation dar. Mit folgenden Regeln kann versucht werden, positiven Einfluss auf den Patienten zu nehmen.
1. Persönliche Vorstellung gegenüber dem Patienten
Eine Notfallsituation tritt vornehmlich plötzlich und völlig unerwartet auf. Mit einem Mal sieht sich der Patient auf einem Sanitätsdienst mehreren für ihn völlig fremden Personen ausgesetzt, obwohl er vielleicht selbst gar nicht mehr weiß, was genau geschehen ist und wo er sich gerade befindet. Deshalb ist es wichtig, zunächst etwas Ordnung in dieses Chaos zu bringen: Zunächst muss daher geklärt wer, wer sich nun um den Patienten kümmert und wer welche Funktion übernimmt.
Beispiel: „Guten Tag, mein Name ist Max Meyer und das ist mein Kollege Herr Müller. Wir werden Ihnen jetzt helfen. Ich würde von Ihnen gerne wissen, wie Sie heißen und was passiert ist, während mein Kollege Ihren Blutdruck überprüft.“
2. Kommunikation auf der Ebene des Patienten
Die Kommunikation mit dem Patienten sollte nicht von „oben herab“ erfolgen, sondern auf einer Ebene. Dies bedeutet insbesondere, dass Blickkontakt gehalten wird und der Sanitäter sich ggf. hinhockt oder neben den Patienten setzt. Für den Patienten stellt es eine ganz andere – leider unangenehme – Wahrnehmung dar, wenn dieser auf dem Boden liegt und die Sanitäter von oben auf diesen einreden oder ggf. sogar schreien.
Natürlich haben auch Sanitäter mal einen schlechten Tag, trotzdem sollte es vermieden werden, dem Patienten dauerhaft den Rücken zuzuwenden oder mit verschränkten Armen neben diesem zu sitzen. Auch wenn das Gespräch vielleicht nicht von dem Sanitäter ausgeht, sollte durch eine offene Körperhaltung zumindest eine Gesprächsbereitschaft signalisiert werden. Dabei kann auf die Themen eingegangen werden, die der Patient anspricht oder ein eigenes Thema gewählt werden.
3. Ruhe in die Situation bringen
Die Sanitäter sollten genau wissen, welche Maßnahmen wie durchzuführen sind. Dies vermittelt dem Patienten auch das Gefühl von kompetentem Personal versorgt zu werden und bringt daher Ruhe in die Situation. Insbesondere Diskussionen zwischen den Sanitätern sollten vor dem Patienten vermieden werden, ebenso wie hastiges und unruhiges Sprechen. Solche Absprachen sollten möglichst nach Ankündigung gegenüber dem Patienten außerhalb der Hörweite des Patienten durchgeführt werden.
4. Vorsichtig Körperkontakt herstellen
Weiterhin kann vorsichtiger Körperkontakt eine beruhigende Wirkung auf den Patienten haben. Dieser Punkt kann natürlich nur insoweit umgesetzt werden, wenn die Sanitäter dafür eine Hand frei haben und sie sich sicher sind, dass der Patient an dieser Stelle keine Schmerzen hat. Der Körperkontakt kann dadurch hergestellt werden, dass die eigene Hand auf den Handrücken oder die Schulter des Patienten gelegt wird. Die Hand sollte dort möglichst belassen werden. Dies zeigt dem Patienten, dass er in der Situation nicht allein gelassen wird. Dieser Punkt fällt häufig auch dem Autoren schwer, da dieser gerne mit Händen und Füßen Dinge erklärt. Dies führt uns aber zum nächsten Punkt, nämlich der Information des Patienten.
5. Informationen an den Patienten weitergeben
Ein Notfallpatient wird sich so viele Informationen wie möglich wünschen. Gerade dann, wenn zwischen den Sanitätern nur einzelne Fachbegriffe hin- und hergeworfen werden und der Patient gar nicht weiß, in welcher Situation er sich gerade befindet. Daher sollte der Zustand zumindest in seinen groben Zügen und die einzuleitenden Maßnahmen beschrieben werden – dies natürlich soweit wie möglich ohne die Benutzung von übermäßigem Fachvokabular.
Beispiel: „Herr Müller, sie weisen Verletzungen am Arm auf. Wir werden nun einen Verband anlegen. Dabei könnten Sie einen leichten Druck spüren, der aber bald wieder nachlässt.“
Ist ein Transport in eine Klinik notwendig, sollte auch dies dem Patienten mitgeteilt werden.
Beispiel: „Herr Müller, wir werden hier die grundlegende Versorgung durch das Anlegen eines Verbandes durchführen. Es ist aber notwendig, dass Ihre Verletzung am Bein von einem Arzt im Krankenhaus untersucht wird. Wir werden das Krankenhaus in ungefähr 10 Minuten erreichen.“
6. Den Patienten und Angehörige einbeziehen
Auch der Patient soll „Herr“ der Situation bleiben und möglichst eigene Entscheidungen treffen. Er könnte also ggf. Maßnahmen unterstützen
Beispiel: „Könnten Sie bitte auf das Pflaster drücken, damit dieses nicht verrutscht?“
und eigene Entscheidungen treffen.
Beispiel: „Soll ich Ihnen eine Decke anlegen?“
Auch Angehörigen können leichte Aufgaben zugewiesen werden, wie beispielsweise das Halten der Infusionsflasche oder das Besorgen einer Decke.
Der 2. Teil des Artikels, der sich mit der Kommunikation mit Kindern/Jugendlichen und älteren Patienten beschäftigt, folgt nächste Woche!