Im Laufe der Zeit wird jeder Sanitäter einmal mit der Atemnot konfrontiert. Hierbei ist eine strukturierte Vorgehensweise von Vorteil, um die Patienten bestmöglich zu versorgen.
Zunächst versuchen wir herauszufinden, ob es eine objektiv vorhandene oder eine subjektiv empfundene Atemnot handelt. Es macht einen Unterschied, da die Ursache der Atemnot für die Therapie von großer Bedeutung ist.
Beginnen wir mit der Sauerstoffsättigung. Das Ziel ist, dass der Patient eine Sättigung zwischen 94% und 99% hat. Dementsprechend ist der Sauerstoff auch zu dosieren. Bei 98% Sättigung sollte man dem Patienten nicht 16l über Maske verabreichen. Zum einen ist der Kohlenstoffdioxid-Haushalt für den pH-Wert, also wie sauer das Blut ist, wichtig. Bei zu viel Sauerstoffzufuhr über zu lange Zeit, wird dieser Haushalt durch Abatmung durcheinander gebracht und somit ein metabolisches Problem (Stoffwechsel-Problem) ausgelöst. Desweiteren besagen Studien, dass eine hohe Sauerstoffsättigung Kapillargefäße wie die Herzkranzgefäße oder die Hirnarterien dazu anregt, sich zu verkleinern, was in Fällen wie dem akuten Koronarsyndrom oder dem Schlaganfall eher kontraproduktiv ist.
Bei der Auskultation (dem Abhorchen) des Patientrnbrustkorbes mit dem Stethoskop ist einerseits auf eine seitengleiches Lungengeräusch zu achten, aber auch auf bei der Atmung auftretende Nebengeräusche. Ist bei der Einatmung ein Stridor zu hören, deutet dies auf eine Verengung der oberen Atemwege hin. Dabei kommen zum Beispiel die Fremdkörperaspiration, ein Pseudokrupp, eine Epiglottitis oder ein Trauma in betracht.
Rasselgeräusche im Brustkorb werden wie blasige oder schlürfende Geräusche beschrieben. Diese entstehen dabei, wenn die eingeatmete Luft eine Stelle passiert, die durch schleimige Sekret verengt wird. Dies deutet auf eine Bronchitis oder Mucoviscidose hin. Viele der Patienten kennen diese Beschwerden, sollte der Patient gebeten werden, diese zu beurteilen. Sind die Beschwerden wie beim letzten Mal, oder ist etwas anders?
Dann sind die knisternden Geräusche zu nennen. Diese sind in der Regel am Ende der Einatmung zu hören. Die Luft strömt in mit Flüssigkeit gefüllte Alveolen. Hierbei ist an eine Lungenödem oder eine Lungenentzündung zu denken.
Ein Giemen bei der Ausatmung ist das klassische Geräusch einer Verengung der unteren Atemwege. Dieses deutet auf Asthma, eine chronische Bronchitis, eine allergische Reaktion oder auch auf eine COPD (chronisch bstruktive Lungenerkrankung) hin.
Sind die Atemgeräusche auf einer Seite abgeschwächt, sollte an einen Spannungspneumothorax, eine fortgeschrittene Asthmaerkrankung, einen Pleuraerguss oder ein Emphysem gedacht werden.
Sind keine ungewöhnlichen Atemgeräusche zu hören sowie die Sauerstoffsättigung im Blut über 94%, sollte die Ursache auch bei anderen Erkrankungen gesucht werden. Gerade Brustkorbbeschwerden wie das ACS oder auch Rückenschmerzen in Höhe der Brustwirbelsäule werden auch als Atemnot wahrgenommen.
Nach einer Vergiftung durch Atemgifte wie zum Beispiel der Rauchvergiftung ist der Patient in ein Krankenhaus zu verbringen. Die deutlichsten Hinweise auf eine Rauchvergiftung sind verkohlte Nasenhaare. Der Erwachsene Mensch atmet in der Regel durch die Nase, wodurch erhitzte Luft die Nasenhaare ansenkt. Dabei ist die Gefahr, dass sich die Rauchgaspartikel in den Alveolen absetzen und durch eine Osmose vermehrt Flüssigkeit aus den Kapillargefäßen in den Zwischenraum (Interstitium) eingelagert wird. Dieses interstitielle oder auch toxisxhe Lungenödem kann sich bis zu 24 Stunden nach dem Ereignis bilden. Der Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid wird insofern gestört, dass sich das Interstitium vergrößert und die zu überwindende Strecke stark verlängert.
Auch psychische Ursachen können eine Atemnot auslösen. Zu viel Stress kann das Gefühl auslösen. Auch eine Hyperventilation ist denkbar.
In allen Fällen gilt es, dem Patienten gut betreuen und zu beruhigen. Nicht nur, um den Sauerstoffbedarf zu verringern, sondern auch für das subjektive Empfinden. Wer bereits einmal Atemnot hatte, wird sich erknnern, aber auch alle anderen können sich sicherlich vorstellen, welche Todesangst durch das Gefühl entsteht, keine Luft mehr zu bekommen.
Wenn der Patient sich gut versorgt fühlt, sich beruhigt fühlt, und vor allem ernst genommen fühlt, ist dies bereits die halbe Miete der Versorgung eines Patienten mit akuter Atemnot.